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Wie bewerten Investoren deine Firma?

· Erfolg,Leadership,Strategie,Finance

Ich versuche hier einen generellen Überblick und eine übliche Vorgehensweise abzubilden. Da ich kein Financer bin und auch keine vertiefte Expertise für mich geltend mache, sollen dir die folgenden Ausführungen lediglich einen ersten Eindruck über Struktur und Prozess einer Unternehmensbewertung geben und welcher Fokus dabei angewendet wird.

1. Bilanzanalyse

  • Vermögenswerte: Überprüfen, wie viel Vermögen das Unternehmen hat, einschliesslich kurzfristiger und langfristiger Vermögenswerte. Ein gesundes Verhältnis von Vermögenswerten zu Verbindlichkeiten ist entscheidend.
  • Verbindlichkeiten: Analysieren der kurzfristigen und langfristigen Verbindlichkeiten, um zu verstehen, wie das Unternehmen finanziert wird und ob es in der Lage ist, seine Schulden zu bedienen.
  • Eigenkapital: Das Verhältnis von Eigenkapital zu Gesamtvermögen gibt Aufschluss über die finanzielle Stabilität. Ein höherer Eigenkapitalanteil ist oft positiv.

2. Ertragslage

  • Umsatzentwicklung: Überprüfen der Umsatzentwicklung über die letzten Jahre. Ein stetiges Wachstum kann ein positives Zeichen sein.
  • Gewinnmargen: Analyse der Brutto- und Nettogewinnmargen, um die Rentabilität zu bewerten. Eine Verbesserung der Margen kann auf Effizienzgewinne hinweisen.

3. Cashflow-Analyse

  • Cashflow aus der Betriebstätigkeit: Positiver Cashflow ist entscheidend, um laufende Kosten zu decken und in das Unternehmen zu reinvestieren.
  • Investitions- und Finanzierungscashflows: Einblick in die Investitionsstrategie und wie das Unternehmen seine Finanzierung strukturiert.

4. Marktposition und Wettbewerb

  • Marktanalyse: Verstehen des Marktsegments, in dem das Unternehmen tätig ist. Gibt es Wachstumschancen oder ist der Markt gesättigt?
  • Wettbewerbsanalyse: Identifizieren der Hauptwettbewerber und deren Marktanteile. Wie differenziert sich das Start-up/Scale-up von diesen?

5. Managementteam

  • Erfahrung und Kompetenz: Bewertung des Managementteams hinsichtlich Erfahrung, Fachwissen und bisherigen Erfolgen in der Branche.

6. Zukunftsaussichten

  • Strategische Pläne: Informationen über zukünftige Wachstumsstrategien, Produktentwicklungen oder Markterweiterungen einholen.
  • Risiken: Identifikation von potenziellen Risiken, die das Unternehmen betreffen könnten, wie regulatorische Änderungen oder technologische Entwicklungen.

7. Due Diligence

  • Durchführung einer umfassenden Due-Diligence-Prüfung, um alle relevanten finanziellen, rechtlichen und operativen Aspekte des Unternehmens zu überprüfen.

8. Bewertung

Anwendung von Bewertungsmethoden wie Discounted Cash Flow (DCF), Multiplikatoren oder vergleichbare Transaktionen, um den Unternehmenswert zu schätzen.

 

Discounted Cash Flow (DCF):

  • Beschreibung: Diese Methode basiert auf der Annahme, dass der Wert eines Unternehmens gleich dem Barwert seiner zukünftigen Cashflows ist. Dabei werden die erwarteten Cashflows für eine bestimmte Zukunftsperiode geschätzt und dann auf den heutigen Wert abgezinst.
  • Anwendung: Um den DCF-Wert zu berechnen, müssen zukünftige Cashflows geschätzt und ein geeigneter Abzinsungssatz (oft der gewichtete durchschnittliche Kapitalkostensatz) bestimmt werden. Der DCF ist besonders nützlich für Unternehmen mit stabilen und vorhersehbaren Cashflows.

Multiplikatoren:

  • Beschreibung: Diese Methode verwendet Finanzkennzahlen, um den Unternehmenswert im Vergleich zu anderen ähnlichen Unternehmen zu bewerten. Häufig genutzte Multiplikatoren sind das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), der Umsatzmultiplikator oder der EBITDA-Multiplikator.
  • Anwendung: Durch den Vergleich mit dem Branchendurchschnitt oder direkten Wettbewerbern kann ein relativer Wert für das Unternehmen ermittelt werden. Diese Methode ist schnell und nützlich, um eine erste Einschätzung zu erhalten.

Vergleichbare Transaktionen:

  • Beschreibung: Diese Methode basiert auf der Analyse von Transaktionen, bei denen ähnliche Unternehmen verkauft oder fusioniert wurden. Der Wert wird ermittelt, indem man die Transaktionspreise und die zugrunde liegenden Finanzkennzahlen der vergleichbaren Unternehmen betrachtet.
  • Anwendung: Diese Methode ist besonders hilfreich in aktiven Märkten, wo es viele ähnliche Transaktionen gibt. Sie bietet Einblicke, wie viel Investoren bereit sind zu zahlen und hilft, die Marktbedingungen zu verstehen.

Der Umsatzmultiplikator ist eine Bewertungsmethode, die den Unternehmenswert im Verhältnis zum Umsatz setzt. Der spezifische Faktor, der für die Multiplikation gewählt wird, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter:

Branche:

Unterschiedliche Branchen haben unterschiedliche Umsatzmultiplikatoren. Technologieunternehmen, beispielsweise, haben oft höhere Multiplikatoren als Unternehmen in traditionellen Industrien. Es ist wichtig, den Durchschnittswert der Branche zu berücksichtigen.

Marktbedingungen:

Die allgemeine Marktlage, die wirtschaftliche Situation und Trends können die Umsatzmultiplikatoren beeinflussen. In einem boomenden Markt könnten die Multiplikatoren höher ausfallen.

Wachstumsrate:

Unternehmen mit hohen Wachstumsraten erzielen oft höhere Umsatzmultiplikatoren. Investoren sind bereit, mehr zu zahlen, wenn sie ein starkes zukünftiges Wachstum erwarten.

Profitabilität:

Die Rentabilität eines Unternehmens kann ebenfalls den gewählten Multiplikator beeinflussen. Unternehmen mit stabilen und hohen Gewinnmargen könnten höhere Multiplikatoren erzielen.

Vergleichbare Unternehmen:

Eine Analyse von ähnlichen Unternehmen, die kürzlich bewertet oder verkauft wurden, kann helfen, einen angemessenen Umsatzmultiplikator zu bestimmen. Hierbei werden die Multiplikatoren dieser Unternehmen herangezogen, um eine realistische Einschätzung für das zu bewertende Unternehmen zu ermöglichen.

Beispiel:

Angenommen, der durchschnittliche Umsatzmultiplikator für Unternehmen in der Branche beträgt 3. Wenn das Unternehmen einen Umsatz von CHF 4 Millionen hat, würde die Unternehmensbewertung wie folgt aussehen:

Unternehmenswert CHF 4’000’000.- x 3 = CHF 12’000’000.-

Fazit:

Der gewählte Umsatzmultiplikator sollte auf einer gründlichen Analyse der Branche, der Marktbedingungen und der Vergleichbarkeit von Unternehmen basieren. Dies gewährleistet eine realistische und fundierte Unternehmensbewertung.


Hier sind einige Beispiele für verschiedene Branchen und die typischen Umsatzmultiplikatoren, die für Unternehmen in diesen Sektoren häufig verwendet werden:

Technologie:

  • Umsatzmultiplikator: 5 bis 10 oder höher
  • Beispiele: Softwareunternehmen, SaaS (Software as a Service), E-Commerce-Plattformen.

Gesundheitswesen:

  • Umsatzmultiplikator: 3 bis 6
  • Beispiele: Biotechnologieunternehmen, Pharmaunternehmen, medizinische Gerätehersteller.

Industrie:

  • Umsatzmultiplikator: 1 bis 3
  • Beispiele: Fertigungsunternehmen, Maschinenbau, Bauindustrie.

Einzelhandel:

  • Umsatzmultiplikator: 0.5 bis 2,5.
  • Beispiele: Stationärer Einzelhandel, Online-Einzelhandel, Lebensmittelgeschäfte.

Konsumgüter:

  • Umsatzmultiplikator: 1.5 bis 4.
  • Beispiele: Markenartikel, Haushaltswaren, Bekleidungsunternehmen.

Dienstleistungssektor:

  • Umsatzmultiplikator: 1 bis 3
  • Beispiele: Beratungsunternehmen, Marketingagenturen, Finanzdienstleistungen.

Telekommunikation:

  • Umsatzmultiplikator: 2 bis 4
  • Beispiele: Mobilfunkanbieter, Internetdienstanbieter.

Energie:

  • Umsatzmultiplikator: 1 bis 3
  • Beispiele: Öl- und Gasunternehmen, erneuerbare Energieanbieter.

 

Eine Unternehmensbewertung nach dem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) erfolgt in mehreren Schritten und erfordert bestimmte Kennzahlen. Hier ist eine detaillierte Anleitung, wie dies bei einer Unternehmung mit einem Umsatz von CHF 4 Mio durchgeführt werden kann.

Schritte zur Unternehmensbewertung einer Firma mit CHF 4 Mio Revenue nach KGV:

1. Ermittlung des Gewinns

Zunächst muss der Nettogewinn des Unternehmens ermittelt werden. Dies geschieht oft durch die Analyse der Gewinn- und Verlustrechnung. Angenommen, das Unternehmen hat einen Gewinn von CHF 800.000.-.

2. Berechnung des KGV

Das KGV wird errechnet, indem der aktuelle Marktpreis einer Aktie durch den Gewinn pro Aktie (EPS) geteilt wird.

Da wir bei einem Unternehmen mit CHF 4 Millionen Umsatz möglicherweise keinen Marktpreis haben (z.B. bei einem nicht börsennotierten Unternehmen), können wir annehmen, dass wir das KGV eines vergleichbaren börsennotierten Unternehmens verwenden.

3. Bestimmung des Vergleichs-KGV

Um das KGV eines vergleichbaren Unternehmens zu ermitteln, schauen wir uns die KGVs ähnlicher Unternehmen in der Branche an. Angenommen, das durchschnittliche KGV in der Branche beträgt 15.

4. Berechnung des Unternehmenswerts

Um den Unternehmenswert zu schätzen, multiplizieren wir den Nettogewinn mit dem Branchen-KGV.

In unserem Beispiel: CHF 800’000.- x 15 = CHF 12’000’000.-

Wichtige Kennzahlen, die beigezogen werden müssen:

  • Nettogewinn: Der Gewinn nach Abzug aller Kosten, Steuern und Zinsen.
  • Marktpreis pro Aktie: Bei börsennotierten Unternehmen notwendig, um das KGV zu berechnen.
  • Anzahl der ausstehenden Aktien: Zur Berechnung des Gewinns pro Aktie (EPS).
  • Branchen-KGV: Das durchschnittliche KGV ähnlicher Unternehmen in der gleichen Branche, um den Wert des Unternehmens relativ zu seinen Wettbewerbern zu bestimmen.

Fazit: Die Bewertung eines Unternehmens nach KGV ist eine nützliche Methode, um den Wert relativ zu den Gewinnen zu schätzen. Es ist wichtig, vergleichbare Unternehmen sorgfältig auszuwählen und alle relevanten Kennzahlen zu berücksichtigen, um eine realistische Bewertung zu erhalten. Durch die Kombination dieser Analysen kann ich eine fundierte Entscheidung darüber treffen, ob eine Investition in das Unternehmen lohnenswert ist.

Resume: Unternehmensbewertung für Gründer

Die Unternehmensbewertung ist ein essenzieller Schritt für Gründer, die Investoren anziehen und ihr Unternehmen strategisch weiterentwickeln möchten. Es gibt verschiedene Methoden zur Bewertung, darunter das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), der Umsatzmultiplikator und der gewichtete durchschnittliche Kapitalkostensatz (WACC). Jede Methode hat ihre eigenen Vorzüge und ist stark von der Branche sowie den spezifischen Bedingungen des Unternehmens abhängig.

Ein zentraler Aspekt ist der Zeitwert des Geldes, der besagt, dass Geld heute mehr wert ist als in der Zukunft. Durch das Abzinsen zukünftiger Cashflows auf den heutigen Wert können Gründer realistische Einschätzungen über den Unternehmenswert vornehmen und gleichzeitig die Risiken und Chancen ihrer Geschäftsidee besser verstehen.

Eine präzise Unternehmensbewertung ist entscheidend für die erfolgreiche Akquise von Investoren und die langfristige Planung. Gründer sollten die verschiedenen Bewertungsmethoden kennen und deren Anwendung im eigenen Kontext berücksichtigen, um Vertrauen bei potenziellen Investoren zu schaffen und eine solide Grundlage für das Wachstum ihres Unternehmens zu legen. Indem du dich mit diesen Konzepten vertraut machst, positionierst du dein Unternehmen optimal für die Zukunft.